IIn meinem vielseitigen Beruf beim BRK darf ich immer wieder Neues, Aufregendes, Interessantes und auch besonders viel Emotionales erleben: Das hier ist so ein Erlebnis, bei dem Gefühle eine große Rolle spielen und das mich auch im Nachgang noch stark beeindruckt hat: Eine Erfahrung, die mich an jenem Tag, an dem ich erst noch recht aufgepusht von meiner regulären Pressearbeit dann in unserem Regensburger Rotkreuzheim ankam, um dort bei einer Märchenstunde mit Senior*innen teilzunehmen. Es hat mich automatisch von Beginn an ein Stück weit entschleunigt, geerdet und gleichermaßen mitgerissen und absolut begeistert. Allein, welchen wichtigen Mehrwert dieses Treffen für unsere Bewohner*innen hat: Es ist bemerkenswert, mit welcher Power, Freude, Engagement und mit wieviel Einfühlungsvermögen und entsprechendem Know-how hier agiert wird. Es löst an diesem Tag nicht nur in mir etwas aus, auch die älteren Menschen, ob mit oder ohne Demenz, reagieren auf dieses Treffen. Märchen sind Nahrung für die Seele! Das habe ich an diesem Tag miterleben dürfen. Es hat etwas ganz Tolles in den älteren Menschen unserer Gruppe ausgelöst und man konnte sehen, wie es unsere sozialen Interaktionen angeregt hat. Wir arbeiteten mit der Märchen- und Demenz-Erzählerin Mariá Gonzáles von Märchenland zusammen: Gemeinsam mit ihrem Team bewahrt sie das Märchen als Weltkulturerbe und bringt universelle Märchenbotschaften in aktuelle gesellschaftliche Diskussionen ein. Neben vielen anderen wichtigen Tagebuch der Pressesprecherin Bereichen wird sich hier auch für die Kinder- und Jugendkultur eingesetzt und es wird das Märchen als emotionale, traditionelle und innovative Kraft in der Altenpflege genutzt. Meine Kollegin Jessica Nolze begleitet das Thema in ihrer Funktion als Leitung unseres Sozialdienstes im Rotkreuzheim. Warum liegt Dir diese »Märchenstunde« am Herzen? Märchen kenne ich aus meiner Kindheit noch sehr gut. Ich habe sie immer gemeinsam mit meiner Oma angeschaut. Die kann sich auch heute noch dafür begeistern und kennt selbst die unbekanntesten Märchen beinahe auswendig und das ist nicht nur bei ihr so: Auch unsere Bewohner*innen im Seniorenzentrum haben ihre Freude daran. Unsere Märchenstunden finden in einer tollen kleinen Runde statt, sind spannend, wecken Erinnerungen und sind etwas fürs Herz. Welche Reaktionen der Bewohner*innen gibt es da? Wenn unsere Märchenerzählerin erstmal anfängt, dann hängen alle an ihren Lippen. Es wird mucksmäuschenstill im Raum bis zu den allseits bekannten Stellen, wie »Ach wie gut, dass niemand weiß…« aus Rumpelstilzchen oder »Ach schüttel mich, schüttel mich...« aus Frau Holle. Dann rufen alle zusammen den Text und können sich aktiv an der Märchenstunde beteiligen. Mariá Gonzáles ist Profi auf diesem Gebiet, sie absolvierte das Studium der Schauspielkunst an der Nationalen Kunstakademie von Cubanacán in Havanna, Kuba. Dann folgte ihre Ausbildung zur Bühnen-Erzählerin. Sie hat viele Preise für ihre Arbeit bekommen und wie sie in Teamwork mit unseren Senior*innen und Mitarbeitenden diese Erzählstunde gestaltet hat, begeistert mich bis heute, wenn ich diesen Text für die BRK Plus schreibe! Seit 2018 ist sie als zertifizierte Demenz-Erzählerin und seit 2019 auch als Dozentin für Weiterbildung zum/zur Märchenvorleser*in für Märchenland tätig. Sie schult auch unser Team und bildet es entsprechend fort. Welche Erzählung kommt bei älteren Menschen besonders gut an? Meine Erfahrung zeigt: Jedes Märchen macht etwas mit ihnen. Mitreißen und zum Mitmachen gewinnen kann ich meine Gäste besonders bei »Schneewittchen«, »Dornröschen« und »Rumpelstilzchen« der Brüder Grimm. Und mein Lieblingsmärchen ist, neben ein paar anderen, der »Froschkönig«. Welches schöne Erlebnis hatten Sie bei den Märchenstunden? In meiner Stunde war eine ältere, an Demenz erkrankte Frau: Seit zwei Jahren hat sie kein Wort mehr gesprochen. Und als ich den Satz aus Schneewittchen »Spieglein, Spieglein and der Wand …« aussprach, war sie es, die ihn zu Ende sagte. Das hat mich schon bewegt. Oder in München lernte ich einen depressiven Senior kennen, der früher Bilder malte aber das seit Jahren nicht mehr tat. Er besuchte meine Stunde regelmäßig und ich verabschiedete ihn immer mit einem Lächeln im Gesicht und sagte »Na, mein Prinz, wir sehen uns kommende Woche wieder!«. Die Märchenstunde hat ihm gutgetan. Seine Betreuerin meinte, er »fühlte sich wie ein Prinz«, ging stolz durch das Haus und fand neue Inspiration zum Malen. Später hat das Rathaus sogar seine neuen Zeichnungen ausgestellt. Melanie Kopp Presse– und Öffentlichkeitsreferentin Jessica Nolze Mariá Gonzáles in Aktion BRK PLUS 1/2025 SENIOREN
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